Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf & Tecnaro GmbH - Garnrolle:
"Textilbeschichtung aus Lignin für nachhaltige Geotextilien"
Die innovativen Unternehmen der baden-württembergischen Wirtschaft und die Forschungseinrichtungen tragen mit ihren Ideen und
Produkten zur Umsetzung der Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie Baden-Württemberg bei. In diesem Abschnitt stellen wir
innovative Praxis-Beispiele aus Baden-Württemberg vor.
"Textilbeschichtung aus Lignin für nachhaltige Geotextilien"
"Better Peptides Platform: Neue Ansätze für die Herstellung von Peptiden"
Die Badische Peptide und Proteine GmbH hat ein biotechnologisches Verfahren entwickelt, um Peptide umweltfreundlicher, in großem Maßstab und kosteneffizienter herzustellen. Der Ansatz des Unternehmens nimmt die Natur zum Vorbild und könnte damit dazu beitragen, dass bessere und günstigere Peptidprodukte über den Grammmaßstab hinaus hergestellt werden können.
Bei der Produktion kommen alltägliche, erneuerbare Ausgangsstoffe zum Einsatz; vereinfacht ausgedrückt handelt es sich hierbei um Kernseife und Speisestärke. Dadurch können große Mengen an Peptiden so günstig hergestellt werden, dass diese beispielsweise für den Einsatz in der Landwirtschaft erschwinglich werden.
Ein Ventilator nach dem Vorbild des Eulenflügels
Der nahezu geräuschlose Flug der Eule inspirierte die Entwickler bei der Gestaltung ihres Ventilators. Sie übertrugen die Eigenschaften des Eulenflügels in eine technische Anwendung (Bionik). So entstand die charakteristische Hinterkante der Ventilatorenflügel.
Diese reduziert das Betriebsgeräusch des Ventilators erheblich und wurde zu einem Markenzeichen des Unternehmens Ziehl-Abegg SE. Die Ventilatoren werden in Heizungsanlagen, der Kältetechnik, Wärmepumpen und zur Elektronikkühlung eingesetzt.
Das Beispiel zeigt das große Potential der Bionik für innovative Produktlösungen, einem Kernelement der Bioökonomie.
Ausgezeichnet beim Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg.
"Sauberes Wasser mit Nachwachsenden Rohstoffen"
In einem Verbundprojekt wurde ein mehrstufiges Verfahren entwickelt, um aus faserigen Landschaftspflegematerial Aktivkohle herzustellen.
Die Biomasse wird zunächst zerkleinert und mit warmem Wasser behandelt. Anschließend wird die Biomasse mechanisch entwässert. Der Presssaft kann zur Herstellung von Biogas verwendet werden. Der entwässerte Presskuchen wird unter Sauerstoffabschluss zu Pflanzenkohle pyrolysiert. Anschließend wird die Pflanzenkohle durch eine Teiloxidation zu Aktivkohle umgewandelt. Die benötigte Prozessenergie wird größtenteils aus dem anfallenden Pyrolysegas gewonnen. Nach Verwendung der Aktivkohle kann sie mit dem Klärschlamm entnommen und thermisch verwertet werden.
Mit der Herstellung von biobasierter Aktivkohle kann neben dem Ersatz von fossilen und importierten Rohstoffen auch indirekt ein Beitrag zum Erhalt der Biodiversität geleistet werden, indem Verwertungsoptionen für Landschaftspflegematerial oder Straßenbegleitgrün geschaffen werden. Auf diese Weise können regional anfallende biogene Nebenströme einer hochwertigen Nutzung zugeführt und damit Wertschöpfung generiert werden.
Lernen von der Natur
Der Nebeltrinker-Käfer lebt in der Namibwüste und hat eine besondere Überlebensstrategie entwickelt: Er ist in der Lage Tautropfen zu sammeln und diese über die spezielle Oberflächenbeschaffenheit seines Panzers gezielt zu seinem Maul zu leiten. Diese Eigenschaft machte sich das Unternehmen Sto SE & Co. KGaA zu eigen und entwickelte eine Fassadenfarbe, die gezielt Wasser ableiten kann.
Die Fassaden trocknen nicht nur in Rekordzeit, vielmehr bleibt die Fassade und der Wandaufbau langfristig trocken. Pilze und Algen haben hier wenig Chancen. Auf diese Weise wird auch der Einsatz von bioziden Filmschutzmitteln vermieden, ein weiterer Vorteil gegenüber herkömmlichen Fassadenanstrichen.
Ein Hauptziel in der Bioökonomie ist es durch die Anwendung biologischen Wissens innovative Produkte mit einem Mehrwert gegenüber ihren bereits vorhandenen Pendants zu fördern, genau wie die bionische Fassadenfarbe.
Ausgezeichnet beim Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg.
Drohnen-Sprühkit basierend auf einer Rotationsdüse für Precision Farming-Anwendungen
Das Start-up Crop Production Robotics entwickelt ein 3D-Kamerasystem, welches eine zielflächenscharfe Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln mit einem kommerziellen unbemannten Luftsprühsystem (Sprühdrohne) ermöglicht. Grundlage dafür sind Rotationsdüsen, mit denen die Tröpfchengröße eingestellt und flexibel angepasst werden kann. In Verbindung mit optischen Sensoren und smarter Software zur Schätzung von Pflanzenparametern können die Wirkstoffe auf Grundlage des Pflanzenzustands zielgerichtet ausgebracht werden. Die zunächst angestrebten Anwendungen sind Herbizide, Fungizide und Wachstumsregulatoren im
Wein-, Weizen- und Maisanbau.
Das Start-up plant diesen Ansatz als Dienstleistung für Landwirte anzubieten („spray-as-a-service“). Diese Dienstleistung könnte insbesondere für kleinere und mittlere landwirtschaftliche Betriebe interessant sein und dabei helfen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf die zu behandelnden Zielorganismen zu beschränken und insgesamt weiter zu reduzieren.
Urin als Ressource (PeePower)
Jeder Mensch scheidet täglich bis zu zwei Liter Urin aus. Im Altertum nutzten die Menschen Urin bereits wirtschaftlich, woher die Redewendung „Geld stinkt nicht“ herrührt. Den meisten Leuten ist heute nicht mehr bewusst, dass urinhaltiges Abwasser für inzwischen entwickelte biologische Hightech-Verfahren eine hochwertige Rohstoffquelle darstellt.
Im Projekt „PeePower BUGA 2023“ setzen das Engler-Bunte-Institut (EBI) und die Technische Universität Hamburg das Verfahren der mikrobiellen Elektrolyse ein um in einem speziellen Reaktor aus Urin mit Hilfe von Mikroorganismen Wasserstoff zu gewinnen. Dieser wird für das Demonstrationsprojekt auf der BUGA 2023 über eine Brennstoffzelle in elektrische Energie umgewandelt, welche dem Publikum in Form einer Smartphone-Ladestation zur Verfügung gestellt wird. Dieses Demonstrationsprojekt zeigt die innovativen Ansätze und Verfahren der Bioökonomie, man kann Strom zum Laden des eigenen Handys oder die Beleuchtung der Toilette an abgelegenen Orten beim Toilettengang erzeugen und einen Beitrag zur Ressourcenschonung und -versorgung oder zur Sicherheit leisten.
Ein bioökonomisches Material für Mensch und Natur: Nutzung von Rattan zum Erhalt des Regenwaldes
Die karuun GmbH hat den Rohstoff Rattan neu interpretiert. Mit einer energieeffizienten Technologie wird die natürliche Struktur der Rattanpalme zu einem weltweit einzigartigen Nature Tech Material, das nicht nur nachhaltig, sondern auch wirtschaftlich ist.
Mit geringstem Energieaufwand ist es möglich licht- und UV-stabile Farbpigmente in die Kapillaren der geschälten Rattanstange zu injizieren. Anschließend wird die Stange quadratisch gefräst und die so entstandenen Kantlinge zu Platten verleimt und zu Blöcken gepresst. Je nach Schnittrichtung zur Faser ergeben sich verschiedene Materialeigenschaften mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten: So können einerseits robuste und verformbare Werkstoffe, andererseits aber auch licht- und luftdurchlässige Produkte hergestellt werden.
Als ein schnell nachwachsender Rohstoff wächst Rattan wie eine Liane von Baum zu Baum und wird von lokalen Bauern umweltfreundlich per Hand geerntet. Die Nachhaltigkeit der Wertschöpfungskette ist durch eine Lebenszyklusanalyse („life cycle analysis“, kurz LCA) zertifiziert und die Rückverfolgbarkeit durch eine App möglich. Das Unternehmen ist vor Ort in Indonesien aktiv. Durch den Kauf und die Verwendung von Rattan für karuun® erhöht das Unternehmen den Stellenwert von Tropenwäldern, schafft ein langfristig stabiles Einkommen für die Bauern und dadurch einen Anreiz zum Erhalt der Waldressourcen.
Agrikultur und Kulinarik, Bioökonomie die funktioniert. Neue Marke für proteinreiche Aufstriche und Salate aus Baden-Württembergischen Kichererbsen.
Zwei führende Unternehmen der Region haben die Chancen erkannt, die der Anbau und die zielgruppenspezifische Vermarktung regionaler Kichererbsen bietet: Ganzheitlich, regional und auf den Verbraucher ausgerichtet.
Im Rahmen des Projektes CICERO ergriffen die LBV Raiffeisen eG und die Schwäbische Wurst-Spezialitäten Nothwang GmbH die Initiative und entwickelten vom Anbau über die Rezepturentwicklung bis hin zum Marketingkonzept Salate und Aufstriche auf der Basis von Kichererbsen. Dabei war die LBV Raiffeisen eG für den landwirtschaftlichen Teil und die Schwäbische Wurst-Spezialitäten Nothwang GmbH für die Produktion und Vermarktung verantwortlich. Durch die Partnerschaft wurde die gesamte Wertschöpfungskette rund um die Kichererbse vom Erzeuger bis zum Verbraucher in den Blick genommen. Auf diese Weise konnten vielfältige Erfahrungen für die Optimierung des Anbaus gesammelt werden. Insbesondere was den richtigen Erntezeitpunkt und die schonende Weiterverarbeitung angeht. Mit „Lecker ohne Fleisch“ entstand eine moderne Lebensmittelmarke mit zunächst sieben hochwertig rezeptierten Aufstrichen und Salaten. Vom Kichererbsen-Salat bis zum Süßkartoffel-Aufstrich.
Gewinner des Bioökonomie-Innovationspreises 2023 des Landes Baden-Württemberg.
SafranMatters: Wir bringen Robotik aufs Feld!
Nutzungskaskade bei der urbanen Lebensmittelproduktion mit Keimlingen und Gourmet-Pilzen
CO2-neutrale Fasern und bio-basierte Polymere aus Einjahrespflanzen
Derzeit werden Einjahrespflanzen, analog zu Holz, meist in großen zentralen Anlagen mittels Chemikalien aufgeschlossen. Dies erfordert einen hohen Energieeinsatz und geht mit chemisch verunreinigten Reststoffströmen einher. Das Steam Explosion Verfahren bietet eine chemikalienfreie Alternative. Auf eine Dampfdruckerhitzung folgt dabei eine explosive Dekompression, um ligno-zellulosehaltiges Material für weitere Verarbeitungsschritte zugänglich zu machen. Technische, betriebliche und wirtschaftliche Herausforderungen haben die dezentrale Faserproduktion aus Einjahrespflanzen bisher eingeschränkt.
‚RECOU‘ - ein ökologisches Verpackungspolstermaterial aus Getreidespelzen
Verpackungsmaterialien wie EPS (Styropor) werden aus fossilen Rohstoffen hergestellt, nur teilweise rezykliert und können bei der nicht-sachgemäßen Entsorgung als Mikroplastik die Umwelt belasten. Die Herstellung ist zudem energie- und CO2-intensiv. Papierbasierte Verpackungen besitzen nur eingeschränkte Polstereigenschaften. Umweltverträgliche und ressourcenschonende Verpackungsmaterialien sind gefordert, um den großen Bedarf zu decken.
Nachhaltige regionale Produktion hochwertiger Speiseöle sowie Verwertung von Nebenprodukten
Äpfel pressen, Bananenchips herstellen, Sauerkraut stampfen – bereits in jungen Jahren zeigte Paul Belthle großes Interesse an der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln. Mit zwölf Jahren bekam er eine Ölpresse geschenkt. Dies bereitete die Grundlage für ‚Die Ölfreunde‘, welche 2019 im Donautal entstanden. Dabei waren für Paul regionale und nachhaltige Konzepte bereits von Anfang wichtig.
Eine knusprige und nachhaltige Zukunft
Guter Holzweg: Sprossenschützer – für den Wald
Naturfaserverstärkte biobasierte Kunststoffe für Li-Ionen-Batterie-Gehäuse in der Großserienproduktion
Bioökonomische Produktionsanlage zur Insektenaufzucht
Die Betreiber einer Biogasanlage und ein Produzent von Faserstoffen und Papieren haben gemeinsam eine neue Wertschöpfungskette vom Feld bis ins Regal etabliert. Unter Anwendung von Wasserdampf und Druck werden aus der Durchwachsenen Silphie hochwertige Fasern für die Herstellung von kreislauffähigen Verpackungen gewonnen. Aus den verbliebenen Pflanzenbestandteilen wird Biogas hergestellt, welches vor Ort in Strom und (Fern-)Wärme umgewandelt und direkt vermarktet wird.
Das innovative Geschäftsmodell ermöglicht ein zusätzliches Einkommen für Landwirtinnen und Landwirte, denn mit den Fasern entsteht am Hof ein marktfähiges Produkt. Zudem zeichnet sich ab, dass die Durchwachsene Silphie im Vergleich zu anderen Energiepflanzen große Vorteile bezüglich Insektenfreundlichkeit und Humusaufbau bietet. Ein weiterer Vorteil ist der geringe Aufwand für die Pflege der mehrjährigen Pflanze, die nach der Etablierung über viele Jahre geerntet werden kann.
Ein schönes Beispiel für Bioökonomie, neue Wertschöpfungsnetze und die Vorteile von Koppel- und Kaskadennutzung sowie die Verbindung von Ökologie und Ökonomie mit technischen und sozialen Fragestellungen.
Gewinnerin des Innovationspreises im Jahr 2020.
Effizienzsteigerung im Ackerbau in Hohenlohe durch Nährstoffrückgewinnung aus Wirtschaftsdüngern
In Kupferzell wurde eine innovative Anlagenkonzeption entwickelt, die Gülle und Festmist nachhaltiger verwertet. Der Landwirt hat seine Biogas-Anlage, die in der ersten Stufe grünen Strom erzeugt, um weitere Stufen erweitert, in denen aus den Gärresten Phosphor, Stickstoff- und Kalidünger sowie organische Bodenverbesserer gewonnen werden.
Diese konzentrierten Düngerprodukte sind transport- und marktfähig und können bedarfsgerecht dosiert werden. Das Projekt wird von der Europäischen Union und dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP AGRI) mit einem Betrag von etwa 1,3 Millionen Euro gefördert. Es zeigt, wie bioökonomische Ansätze zukünftig zu Effizienzsteigerung und Ressourcenschutz in der Landwirtschaft beitragen können.
Gewinnerin des Innovationspreises im Jahr 2020.
Optimierung der Stickstoffversorgung im Linsenanbau durch Aussaat mit Rhizo-Bakterien
Das gesteigerte Interesse der Kosumentinnen und Konsumenten nach regional angebauten Lebensmitteln mit hohem Proteingehalt lässt alte bewährte Kulturen wiederaufleben. Im Projekt RhizoLinse wird die Möglichkeit untersucht, die natürliche Symbiose beziehungsweise das natürliche Zusammenleben zwischen Linsen und Knöllchenbakterien (Rhizobien) zu verstärken. Diese Bakterien fixieren Stickstoff aus der Luft und stellen daher eine gute Nährstoffversorgung der Pflanzen sicher.
Indem passende Bodenbakterien bereits mit der Aussaat der Linsen ausgebracht werden, bekommen die Linsen gute Startbedingungen für die Ausbildung von Wurzelknöllchen, was sich positiv auf das Wachstum, den Ertrag und die Qualität der Linse auswirkt.
Diese Nutzung von biologischem Wissen kann zukünftig zur Wiederbelebung dieser einst traditionellen, ernährungsphysiologisch und ökologisch wertvollen Kultur in Baden-Württemberg beitragen.
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