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Praxisbeispiele aus Baden-Württemberg



Die innovativen Unternehmen der baden-württembergischen Wirtschaft und die Forschungseinrichtungen tragen mit ihren Ideen und Produkten zur Umsetzung der Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie Baden-Württemberg bei. In diesem Abschnitt stellen wir innovative Praxis-Beispiele aus Baden-Württemberg vor.

Karuun GmbH:

Ein bioökonomisches Material für Mensch und Natur: Nutzung von Rattan zum Erhalt des Regenwaldes

Die karuun GmbH hat den Rohstoff Rattan neu interpretiert. Mit einer energieeffizienten Technologie wird die natürliche Struktur der Rattanpalme zu einem weltweit einzigartigen Nature Tech Material, das nicht nur nachhaltig, sondern auch wirtschaftlich ist.

Mit geringstem Energieaufwand ist es möglich licht- und UV-stabile Farbpigmente in die Kapillaren der geschälten Rattanstange zu injizieren. Anschließend wird die Stange quadratisch gefräst und die so entstandenen Kantlinge zu Platten verleimt und zu Blöcken gepresst. Je nach Schnittrichtung zur Faser ergeben sich verschiedene Materialeigenschaften mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten: So können einerseits robuste und verformbare Werkstoffe, andererseits aber auch licht- und luftdurchlässige Produkte hergestellt werden. 

Als ein schnell nachwachsender Rohstoff wächst Rattan wie eine Liane von Baum zu Baum und wird von lokalen Bauern umweltfreundlich per Hand geerntet. Die Nachhaltigkeit der Wertschöpfungskette ist durch eine Lebenszyklusanalyse („life cycle analysis“, kurz LCA) zertifiziert und die Rückverfolgbarkeit durch eine App möglich. Das Unternehmen ist vor Ort in Indonesien aktiv. Durch den Kauf und die Verwendung von Rattan für karuun® erhöht das Unternehmen den Stellenwert von Tropenwäldern, schafft ein langfristig stabiles Einkommen für die Bauern und dadurch einen Anreiz zum Erhalt der Waldressourcen.

Gewinnerin des Bioökonomie-Innovationspreises 2023 des Landes Baden-Württemberg.

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LBV Raiffeisen eG & Schwäbische Wurst-Spezialitäten Nothwang GmbH & Co. KG:

Agrikultur und Kulinarik, Bioökonomie die funktioniert. Neue Marke für proteinreiche Aufstriche und Salate aus Baden-Württembergischen Kichererbsen.

Zwei führende Unternehmen der Region haben die Chancen erkannt, die der Anbau und die zielgruppenspezifische Vermarktung regionaler Kichererbsen bietet: Ganzheitlich, regional und auf den Verbraucher ausgerichtet. 

Im Rahmen des Projektes CICERO ergriffen die LBV Raiffeisen eG und die Schwäbische Wurst-Spezialitäten Nothwang GmbH die Initiative und entwickelten vom Anbau über die Rezepturentwicklung bis hin zum Marketingkonzept Salate und Aufstriche auf der Basis von Kichererbsen. Dabei war die LBV Raiffeisen eG für den landwirtschaftlichen Teil und die Schwäbische Wurst-Spezialitäten Nothwang GmbH für die Produktion und Vermarktung verantwortlich. Durch die Partnerschaft wurde die gesamte Wertschöpfungskette rund um die Kichererbse vom Erzeuger bis zum Verbraucher in den Blick genommen. Auf diese Weise konnten vielfältige Erfahrungen für die Optimierung des Anbaus gesammelt werden. Insbesondere was den richtigen Erntezeitpunkt und die schonende Weiterverarbeitung angeht. Mit „Lecker ohne Fleisch“ entstand eine moderne Lebensmittelmarke mit zunächst sieben hochwertig rezeptierten Aufstrichen und Salaten. Vom Kichererbsen-Salat bis zum Süßkartoffel-Aufstrich.

Gewinner des Bioökonomie-Innovationspreises 2023 des Landes Baden-Württemberg.

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PREFIRO (ehemals Innovation Matters GbR):

SafranMatters: Wir bringen Robotik aufs Feld!

Die Vision des Start-Ups PREFIRO (ehemals Innovation Matters GbR) ist es, landwirtschaftliche Prozesse, die mit viel Handarbeit verbunden sind, mithilfe von Robotik effizienter, nachhaltiger und wirtschaftlicher zu gestalten. Safran ist eines der wertvollsten Gewürze und wird zum Großteil importiert.

Safran lässt sich auch regional im Süden Deutschlands anbauen. PREFIRO zielt mit ‚SafranMatters‘ auf einen ganzheitlichen Ansatz ab. Ihr Konzept umfasst die Bepflanzung, Pflege und Ernte. Der Prototyp der Erntemaschine ‚Oscar‘ erkennt Safranblüten automatisch. Der Schneidkopf wird zur Position gefahren und trennt die Safranblüte ab, welche dann in den Erntetank befördert wird. Die elektrisch angetriebene Fahreinheit ermöglicht eine hohe Wendigkeit und einen geringen Energieverbrauch. Unter Verwendung mehrerer Robotereinheiten lässt sich die Ernterate auf beliebige Anbauflächen skalieren. Oscar soll es künftig jedem Landwirt ermöglichen, Safran im kleinen oder großen Stil gewinnbringend anzubauen. Somit können Endkunden ein faires, regionales und dennoch exotisches Gewürz zu erwerben. Als nächstes werden das Design optimiert und neue Funktionalitäten implementiert. So soll beispielsweise eine Datenerhebung für individuelle Pflanzen eingeführt werden und damit langfristig eine Anwendung über den Safran Anbau hinaus ermöglichen.

Gewinner des Bioökonomie-Innovationspreises 2022 des Landes Baden-Württemberg.

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Fibers365 GmbH:

CO2-neutrale Fasern und bio-basierte Polymere aus Einjahrespflanzen

Derzeit werden Einjahrespflanzen, analog zu Holz, meist in großen zentralen Anlagen mittels Chemikalien aufgeschlossen. Dies erfordert einen hohen Energieeinsatz und geht mit chemisch verunreinigten Reststoffströmen einher. Das Steam Explosion Verfahren bietet eine chemikalienfreie Alternative. Auf eine Dampfdruckerhitzung folgt dabei eine explosive Dekompression, um ligno-zellulosehaltiges Material für weitere Verarbeitungsschritte zugänglich zu machen. Technische, betriebliche und wirtschaftliche Herausforderungen haben die dezentrale Faserproduktion aus Einjahrespflanzen bisher eingeschränkt.

Die Fibers365 GmbH verarbeitet Einjahrespflanzen aus regionalem Anbau mit der „Steam-Explosion-Technologie“. Fibers365 produziert damit Fasern aus Stroh und zellulosehaltigen Einjahrespflanzen. Das Konzept sieht eine Kombination von sogenannten modularen „Steam Fiber Units“ mit Biogasanlagen vor. Die bei der Produktion der Fasern entstehenden Reststoffe werden als Gärsubstrat zur Biogas-Erzeugung und zur Energieversorgung des Prozesses verwendet. Die Flüssigphase eignet sich als Substrat für Bioraffinerien, fermentative Prozesse und Biofabriken. Die Neuheit besteht in der technischen Konzeption und der Konstruktion, womit eine dezentrale Steam Explosion im landwirtschaftlichen Umfeld und in Nähe von Biogasanlagen möglich wird. So können überschaubare, regional anfallende Biomassemengen aufgeschlossen und zu transportwürdigen bio-basierten Wertstoffen für die Industrie veredelt werden.

Gewinnerin des Bioökonomie-Innovationspreises 2022 des Landes Baden-Württemberg.

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Die Ölfreunde:

Nachhaltige regionale Produktion hochwertiger Speiseöle sowie Verwertung von Nebenprodukten

Äpfel pressen, Bananenchips herstellen, Sauerkraut stampfen – bereits in jungen Jahren zeigte Paul Belthle großes Interesse an der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln. Mit zwölf Jahren bekam er eine Ölpresse geschenkt. Dies bereitete die Grundlage für ‚Die Ölfreunde‘, welche 2019 im Donautal entstanden. Dabei waren für Paul regionale und nachhaltige Konzepte bereits von Anfang wichtig.

Die Ölfreunde produzieren hochwertige Speiseöle aus den Saaten Raps, Leindotter, Hanf sowie Schwarzkümmel und vermarkten diese selbst. Die Ölsaaten werden von Landwirten aus der unmittelbaren Umgebung bezogen, um den CO2-Fußabdruck gering zu halten. Bei der mechanischen Kaltpressung entstehen nährstoffreiche Presskuchen als Nebenprodukt. Diese werden zu hochwertigen Mehlen und Proteinprodukten für Mensch und Tier weiterverarbeitet. Inzwischen ist das Familienunternehmen im Einzelhandel präsent und plant eine Ausweiterung ihrer Kapazitäten. Zudem beraten ‚Die Ölfreunde‘ Kunden im hauseigenen Hofladen. Paul bietet Führungen durch den Betrieb an, bei denen er die Idee, Intention, Produktion sowie den Vertrieb erklärt. Mit ihrem Konzept werden möglichst nachhaltige und regionale Wertschöpfungs- und Lieferketten gestärkt. ‚Die Ölfreunde‘ sind damit Beispielgeber für junge Gründer und den Aufbau einer kreislauforientierten Bioökonomie.

Gewinner des Bioökonomie-Innovationspreises 2022 des Landes Baden-Württemberg.

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ProteinDistillery GmbH (ehemals Saccha GbR):

Nachhaltige und gesunde Lebensmittelversorgung neu denken

Eine der großen Herausforderungen unserer Zeit besteht darin, die wachsende Bevölkerung zu ernähren und gleichzeitig unseren Planeten zu erhalten. Daher sind effiziente Prozesse und Verfahren gefragt. Gleichzeitig wünschen sich Verbraucherinnen und Verbraucher gesunde, schmackhafte und bezahlbare Lebensmittel. Proteine hergestellt aus Bierhefe zeichnen sich durch ausgezeichnete funktionelle Eigenschaften wie die gute Umsetzung in Muskelmasse, die hervorragende Texturbildung, ein ansprechendes Geschmacksprofil sowie Allergenfreiheit aus. Daher sind sie ein vielversprechender Baustein für zukünftige Ernährungskonzepte.

Das Unternehmen ProteinDistillery (ehemals Saccha) hat einen Prozess entwickelt, mit dem aus Nebenströmen der Bierproduktion Proteine für die Nahrungsmittelindustrie hergestellt werden können. Nach Angaben des Unternehmens wird im Vergleich zur Herstellung von pflanzlichen Proteinen weniger Wasser und weniger Fläche benötigt. Auch der CO2 Ausstoß ist vergleichsweise geringer. Hochrechnungen von ProteinDistillery kommen zu dem Schluss, dass der jährliche Eiweißbedarf von mehr als 6,2 Mio. Menschen alleine mit Proteinen aus Bierhefe aus deutscher Produktion gedeckt werden könnte. Durch dieses Koppelnutzungskonzept bietet sich die Chance, den Flächenbedarf für die Proteinherstellung zu reduzieren. Ein Teil des weiteren Entwicklungsbedarfs erstreckt sich auf die Skalierung des Prozesses in den Pilotmaßstab sowie die Optimierung der Aufbereitung. Zudem werden Anwendungsmöglichkeiten bzw. Endprodukte unter Verwendung des Bierhefeproteins entwickelt. Es wird erwartet, dass die Rohstoffkosten für die Herstellung von Proteinen aus Bierhefe in Zukunft deutlich unter den heutigen Rohstoffkosten für vergleichbare pflanzliche Proteine, beispielsweise aus Nüssen, bleiben.

Aufbauend auf einer Projektförderung des MLR und einer Gründungsförderung des Landes Baden-Württembergs konnten Investoren gefunden wurden, die den Aufbau einer Produktionsstätte in Heilbronn ermöglichen.

Gewinnerin des Bioökonomie-Innovationspreises 2021 des Landes Baden-Württemberg.

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Alpha-Protein GmbH:

Bioökonomische Produktionsanlage zur Insektenaufzucht

Die Nutzung von Insekten als nachhaltige Proteinquelle für die Versorgung einer stetig wachsenden Weltbevölkerung wird nach Meinung von Experten ein Teil der Lösung sein, um in Zukunft mehr Lebensmittel mit einem geringeren Ressourcenverbrauch bereit stellen zu können. Effiziente Verfahren zur Aufzucht und Verwertung von Insekten in der Lebensmittel- als auch Tierfutterindustrie stehen jedoch noch am Anfang. Vergleichbare konventionelle Futtermittel sind außerdem derzeit noch deutlich günstiger am Markt verfügbar.

Das Start-Up Alpha-Protein GmbH hat ein Konzept für eine automatisierte, skalierbare und damit kosteneffiziente industrielle Aufzuchtanlage für Mehlkäfer (Tenebrio molitor) entwickelt. Das Ziel ist es, Insekten als nachhaltige Alternative zu Fischmehl und Soja in großen Mengen sowie zu einem wettbewerbsfähigen Preis am Markt verfügbar zu machen. Die hochgradige Automatisierung der Anlagen sowie die Verwendung von Nebenprodukten aus der Lebensmittelindustrie sollen dies ermöglichen. Kernbestandteil des innovativen Geschäftsmodells von Alpha-Protein ist das patentierte Versorgungsportal, mit dem die automatische Versorgung der Insekten realisiert wird. Darin wird u. a. die Fütterung der Insekten auf einer mit Aufzuchtkisten gestapelten Palette ermöglicht, ohne diese abzustapeln. Sie erlaubt es somit, bestehende Technologien auf dem Markt zu nutzen. Der nächste große Meilenstein in der Entwicklung von Alpha-Protein ist der Aufbau der ersten kommerziellen Produktionsanlage.


Gewinnerin des Bioökonomie-Innovationspreises 2021 des Landes Baden-Württemberg.

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