Handlungsfeld 3.2 Bioökonomie als Innovationsmotor für den Ländlichen Raum
Systemintegration der zirkulären Bioökonomie: Mit speziell auf den Ländlichen Raum zugeschnittenen Einzelmaßnahmen soll die nachhaltige Nutzung von Ressourcen aus der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in bestehende Strukturen und Wertschöpfungsketten integriert werden, um die zirkuläre Bioökonomie breitflächig zu etablieren.
Im Bereich der Forstwirtschaft ist der Erhalt und die Schaffung standortgemäßer, naturnaher, gesunder und leistungsfähiger Wälder in allen Waldbesitzarten die Grundlage für Handlungsspielräume zukünftiger Generationen. Im Bereich der Landwirtschaft bilden eine breite Artenvielfalt und genetische Variabilität von Sorten sowie standortgerechte und klimaschonende Anbausysteme die Grundlage für eine nachhaltige Pflanzenproduktion als Rohstoffbasis für die Bioökonomie. Im Zuge der Rohstoffwende und der damit einhergehenden Umstellung weiterer Industriezweige auf biobasierte Prozessketten gewinnt die bestmögliche Nutzung aller Produkte, Nebenströme und Nebenprodukte aus der Landwirtschaft an Bedeutung.
Der Lebensmittel- und Ernährungssektor ist ein wichtiger Wirtschaftszweig mit großer Innovationskraft und hohem Wertschöpfungspotenzial. Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung, des demografischen Wandels, der Zunahme ernährungsassoziierter Krankheiten sowie der sich ändernden Lebensgewohnheiten steht er aktuell vor großen Herausforderungen. Im Rahmen der Bioökonomiestrategie werden verbrauchergerechte Produkt- und Prozessinnovationen entlang der Wertschöpfungskette entwickelt, um Abfälle zu vermeiden und Nebenströme effizient zu nutzen. Moderne Konversionstechnologien ermöglichen es, Nebenströme in funktionale Lebensmittel- und Futterbestandteile umzuwandeln, die das Portfolio traditionell hergestellter Lebensmittel ergänzen.
Chemische, thermische und biotechnologische Konversionsverfahren ermöglichen heute die Herstellung biobasierter Plattformchemikalien und High-Tech Materialien, zum Beispiel für Verpackungen, (funktionale) Textilien und für den (Leicht-) Bau. Der Bedarf an biogenen Kohlenstoffverbindungen als Ausgangsstoffe für Materialien und Chemie wird sich in den nächsten Jahren vervielfachen. Dabei können hochwertige Materialien aus biogenen Rohstoffen solche aus fossilen Rohstoffen nicht nur ersetzen, sondern sie überzeugen oft auch durch funktionale Eigenschaften und ökologische Vorteile. Wichtige Kriterien für die Produktentwicklung sind dabei die Umweltverträglichkeit, Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Rezyklierbarkeit.
Die Erzeugung von Biogas leistet relevante Beiträge zur Strom- und Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien. Um das Potenzial der Biogasanlagen für eine zirkuläre Bioökonomie langfristig zu erhalten und damit Beiträge zur Stabilisierung der Energieversorgung, Rohstoffversorgung und zum Management von Nährstoffen zu leisten, gilt es Betriebe mit tragfähigen Betriebskonzepten bei der Transformation zu unterstützen. Biogasanlagen eignen sich aufgrund der vorhandenen Infrastruktur und Kompetenzen für den Aufbau von dezentralen Bioraffinerien.
In Baden-Württemberg finden sich mit seinen leistungsstarken Primärerzeugern und -verarbeitern sowie seinen innovationsfreudigen Unternehmen hervorragende Voraussetzungen für den Aufbau neuer zukunftsfähiger Wertschöpfungsnetze. Erklärtes Ziel ist es, möglichst viele Arbeitsschritte im Ländlichen Raum durchzuführen, einerseits um die Ressourcen aus der Land- und Forstwirtschaft und ihre Koppelprodukte nah am Entstehungsort zu verarbeiten und andererseits um die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen, zukunftsfähige Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen. Durch den Einsatz von Digitalisierung und Methoden der Künstlichen Intelligenz können Prozesse effizient gesteuert und Ressourcen bedarfsgerecht eingesetzt werden. Baden-Württemberg wird durch Best-Practice Beispiele und die Entwicklung von Prozessen und Anlagen zum Technologieführer für die innovative Nutzung land- und forstwirtschaftlicher Rohstoffe und die Bioökonomie zum Innovationsmotor für ländlich geprägte Räume.
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